Grober Unfug präsentiert: Free Comic Book Day 2012 (Teil 4)
Wer also am Samstag, den 05. Mai 2012, in Berlin verweilt, sollte ab 11:00 unbedingt beim Groben Unfug in der Torstraße 75 vorbeischauen und sich dort ein paar Comics schenken lassen!
Hier ist eine Liste mit allen 42 Heften und dazugehörigen Leseproben!
Und hier findet ihr die bisher besprochenen Hefte!
Kommen wir nun also zum abschließenden Teil mit den letzten 12 Heften:
My Favorite Martian
My Favorite Martian war eine amerikanische Sci-Fi-Comedy-TV-Serie in den 60er Jahren, die hierzulande kein Mensch kennt – die zeitgleich entstandenen Comics dazu natürlich sogar noch weniger. Hermes Press hat die obskure Sixties-Serie ausgegraben und neu aufgelegt. Diese ist dermaßen abstrus und behämmert, dass es irgendwie schon wieder Spaß macht, auch wenn die Serie wahrscheinlich der Inbegriff des Wortes „Camp“ ist. Den beigefügten herrlichen Fotos aus der Serie zu urteilen, kann der Comic wohl nicht so ganz mit der TV-Serie mithalten. Für Nostalgie- und Trash-Fans dürfte das aber recht spaßig sein. Der matschige Druck stört leider.
Leseprobe
5/10
The Hypernaturals
(finales Cover sieht anders aus)
Schick gezeichnete Science-Fiction-trifft-Superhelden-Serie von Boom! Studios. Der letzte Satz des hier abgedruckten Comics lautet übrigens „I have no idea what this is about“, und diesen Gedanken möchte ich im Anschluss an die Lektüre gerne an euch weiterreichen. Es gibt jede Menge unverständliche Sci-Fi-Neologismen, ein öffentliches Superhelden-Team ist plötzlich verschwunden und die anderen bleiben ratlos zurück. So in etwa. Getreu dem amerikanischen Mainstream sind alle Damen mit wenig bis hauteng bekleidet und drücken bei jeder Gelegenheit posierend ihren Hintern durch (oder ihre Möpse – je nachdem, wierum sie gerade stehen). Klingt nicht nach sonderlich viel Originalität, aber anscheinend haben sich die Macher eine riesige Backstory für das Projekt zurechtgebastelt. Wem bei den Schlagworten „Sci-Fi“ und „Superhelden“ die Augen leuchten, darf sich das hier mal mitnehmen.
5/10
Graphic Elvis
Wieder mal was aus der Rubrik „Only in America“. Dieses Heft bewirbt das gleichnamige, überteuerte und übergroße limitierte Hardcover-Prestige-Coffee-Table-Buch mit gleichem Titel, das im Wesentlichen eine illustrierte Hommage an den King of Rock'n'Roll Elvis Presley darstellt. Hatte bei dem Cover eigentlich Trash erwartet; stattdessen gibt’s Heldenverehrung durch und durch. Graphic Elvis mischt Illustrationen, Comics, Fotos und archivarische Textschnipsel rund um den King zu einem sicherlich ansehnlichen, aber in seinem klebrigen Pathos fast unerträglichen Heftchen zusammen. Das betrifft besonders den Kern des Heftes, die von Comic-Titan Stan Lee geschriebene Comic-Story Elvis, in der der Titelheld nach seinem Tod gen Himmelstor schreitet und aufgrund seiner tiefstapelnden, selbstverleugnenden Bescheidenheit dort fast abgelehnt wird. Ich glaub, Lee probt mit dieser Nummer schon mal für seinen eigenen Auftritt am Himmelstor. Wäre ja lustig, wenn Petrus ihn dann fragt, was ihm zum Thema Jack Kirby einfällt … Ich denke mal, Pflichtheft für Elvis-Fans und Stan-Lee-Komplettisten. Alle anderen schütteln wohl eher verwundert mit dem Kopf.
Leseprobe
3.5/10
Burt Ward – Boy Wonder / Wrath of the Titans
Burt Ward war der Robin-Darsteller aus der alten Sixties-Batman-Serie. In dieser Serie erfindet er sich selbst noch einmal als Comicfigur neu. Der gealterte Leiter einer Charity-Organisation für ausgesetzte Hunde, wird, als er mit zwei seiner eigenen Hunde in den Hollywood Hills Gassi geht, in der Location der alten Bat-Höhle durch ein Dimensionstor gesaugt, das ihn in die Zukunft auf den (Ex-)Planeten Pluto verschlägt, der wiederum stark an die trashige alte Batman-Serie erinnert. Frisch verjüngt stürzt sich Burt in Abenteuer aus seiner Jugend … Eigentlich wirklich witzige Idee, aber dermaßen langweilig gezeichnet, dass es nur bedingt Spaß macht. Heft umgedreht, geht’s weiter mit Wrath of the Titans. Irgendwie auch kein rechter Comic. Auf der jeweils rechten Seite gibt’s öde gezeichnete Comic-Panels und auf der linken dazu passend unglaublich mies geschriebenen Prosatext, der nochmal das nachkaut, was man auf den Bildern eh schon erkannt hat. Keine Ahnung, warum man den Text nicht einfach in die Panels gesetzt hat. Hätte diesen Mist aber auch nicht gerettet.
4/10
Barnaby and Mr O'Malley
Hierbei handelt es sich um einen minimalistisch gezeichneten Zeitungs-Cartoon-Strip auf den frühen 40er Jahren, den Fantagraphics derzeit als Gesamtausgabe neu auflegt. Das ist sicherlich sehr interessant für Comic-Historiker, vielleicht auch noch bedingt für Cartoon-Fans. Ich persönlich fand's eher öde. Was zum einschlafen.
Leseprobe
3.5/10
The Smurfs / Disney Fairies: TinkerBell
Dieses Papercutz-Heft versammelt vier verschiedene Comic-Serien. Da wäre zum einen eine Kurzgeschichte von Peyos klassischen Schlümpfen, zu denen ich hier denke ich niemandem mehr was sagen muss. Dann hätten wir da noch den Anfang von Ernest & Rebecca, dass er hierzulande bereits von Tokyopop zu kaufen gibt – eine wirklich sehr sympathische Kinderserie, sehr zu empfehlen! Die Flipside bringt zwei Kurzgeschichten zu Disneys TinkerBell, in denen es hauptsächlich um Schminken und gegenseitig Anzicken geht. Danke, ich verzichte. Und dann hätten wir noch einseitige Kurzgeschichten aus der Ballett-Comedy Dance Class, die für junge Mädchen mit Interesse am Thema sicherlich ganz spaßig sind. Wer nicht nur männlichen, sondern auch weiblichen Nachwuchs hat, kann das ja mal mit einstecken.
Leseprobe
5/10
Donald Duck Family Comics
Klassische Carl-Barks-Comics aus Entenhausen, pardon, Duckburg. Wollte ich jetzt eigentlich auch nur aus Pflichterfüllung lesen, weil ich wirklich nicht gerade der Donaldist bin, aber irgendwie hat mich Barks mit seinem Charme dann doch wieder gepackt und ich hab mich wirklich sehr gut unterhalten gefühlt. Hier gibt’s gleich eine ganze Reihe lustiger Kurzgeschichten um unser aller Lieblingsenten (sorry, Entoman!) zum neu kennen lernen oder wieder entdecken. Barks gilt nicht umsonst als Meister des Comic-Storytellings, und wer das einmal selbst erfahren möchte, oder die Geschichten mal im Original lesen mag, wird mit dieser Compilation sicher seinen Spaß haben. Und ich hab doch noch eine Serie gefunden, die bei mir die Siebenpunktemarke knackt!
Leseprobe
7/10
Bongo Comics Free-For-All
Hier gibt’s drei versammelte Kurzgeschichten. Den Anfang machen natürlich die Simpsons mit einer Geschichte über marodierende Bären. Also irgendwie mag ich die Simpsons in Comicform nicht. Gegenüber der TV-Serie fehlt einfach das clevere Gag-Timing in der Animation, das einen Großteil des Humors ausmacht und hier völlig verloren geht, weil es für Comics ja keine fixe Wahrnehmungszeit gibt. Simpsons-Comics veranschaulichen also eindringlich den Unterschied zwischen Zeichentrick und Comic auf der Zeitwahrnehmungsachse. Zu was anderen sind sie eher nicht zu gebrauchen. Auf der Flipside gibt’s 'nen Spongebob-Comic. Finde Spongebob eigentlich unerträglich, aber Mermaid Man ist irgendwie schon 'ne nette Idee. In der Mitte aber das eigentliche Highlight des Heftes: die autobiografische Kurzgeschichte My First Peso von Sergio Aragonés, dessen Name dankenswerterweise nigendwo im Heft erwähnt wird. Die Geschichte ist aber wirklich toll und in sehr schönem Cartoon-Stil gezeichnet. Allein dafür kann man das Heft eigentlich ruhigen Gewissens einstecken.
Leseprobe
5.5/10
Peanuts / Adventure Time with Finn & Jake
Zum Auftakt ein paar Peanuts-Kurzgeschichten, alte und neue, wobei die neuen (bis auf das charmante Woodstock's New Nest) das berühmte Charles M. Schulz-Feeling einfach nicht wirklich einfangen können. Insgesamt eher so naja. Auf der Flipseite gibt’s drei Kurzgeschichten zur Cartoon Network-Serie Adventure Time. Gibt irgendwie bessere Kindercomics, auch beim FCBD. Allerdings ist die letzte Story, Bacon Fields, irgendwie schon wieder ziemlich abgedreht und originell gezeichnet, weist auch leichte Manga-Einflüsse auf. Highlight des vom Umfang her recht üppigen Heftes. In Teilen ganz nett.
Leseprobe
5.5/10
Voltron Force
Weltraum-Action-Unfug mit Jugendlichen, die Roboter-Löwen steuern und damit Space-Monster bekämpfen. Ich kann mir vorstellen, dass ich das als Neunjähriger echt toll gefunden hätte. Leider bin ich kein Neunjähriger mehr, aber vielleicht kennt ihr ja einen, der sich dafür begeistern kann. Kommt im etwa Manga-großen Miniformat.
Leseprobe
3.5/10
Image 20
Image Comics feiert dieses Jahr 20-jähriges Bestehen und kann sich anscheinend nicht so richtig entscheiden, welche der zahlreichen Serien aus ihrem Verlagsprogramm sie hier eigentlich bewerben wollen. So gibt’s knappe Leseproben zu gleich sechs Serien. Einen richtig guten Eindruck vermitteln sie allerdings von keiner davon. Revival, das im Sommer startet, sieht nach einer recht interessanten Mystery-Horror-Story aus. Das könnte man mal im Auge behalten. Ansonsten hätte man Leseproben auch online stellen können. Zum Free Comic Book Day bitte auch Free Comics!
Leseprobe
3/10
Dinosaurs vs. Aliens
Und zum Schluss doch noch etwas ganz Außergewöhnliches: Ein Graphic Novel nach Barry Sonnenfeld (Men In Black), geschrieben von Comic-Superstar Grant Morrison, der auch das Skript zum gleichnamigen Film erabreitete, und mit irre genialem Artwork von Mukesh Singh/Liquid Studios. Zwar gibt es hier nur acht Seiten Comic-Preview. Diese werden aber ergänzt durch weitere 14 Seiten beeidruckende Skizzen und Konzept-Artworks von Singh, sowie fünf der abgedruckten Seiten als Originalscript von Morrison, was einen sehr interessanten Einblick in Morrisons Vorlage und Singhs Umsetzung bietet. Also jede Menge Eyecandy vom Allerfeinsten und schickes Behind-the-Scenes zu einem der sicherlich aufsehenerregendsten Graphic Novels dieses Sommers! Dicker Tipp für Design-Fans!
Leseprobe
8.5/10
Und hier jetzt meine persönliche FCBD-Empfehlungs-Hitlist. Die grünen Titel würd ich euch ans Herz legen. Die orangenen sind bei Interesse durchaus einen Blick wert. Die roten könnt ihr ruhigen Gewissens links liegen lassen, außer ihr müsst sie aus irgendeinem Grund unbedingt haben.
Ich hoffe, der kleine Ausflug in den Free Comic Book Day hat euch ein bisschen Spaß gemacht und euer Interesse an dem einen oder anderen Heft geweckt. Ich bin leider insgesamt schon ein bisschen enttäuscht. Wie ihr an den Farben sehen könnt, hat mich nur ein Bruchteil (genauer gesagt ein Siebtel) wirklich überzeugt. Mehr als die Hälfte fand ich ziemlich schlecht. Ich lese eigentlich gerne und viel amerikanische Comics, auch von den teilnehmenden Verlagen. Daher wundert es mich schon ein wenig, dass hier so wenig gutes Material präsentiert wird. Die vielen Werbehefte, die als Gratis-Comics eigentlich unbrauchbar sind, haben leider auch etwas genervt. Über ein paar Hefte bin ich sehr froh, aber ob die den ganzen Aufwand gerechtfertig haben ...
Sagt mir doch am besten, was ihr von der Präsentation und der Auflistung haltet! Dann kann ich vielleicht eher entscheiden, ob ich mir so was nochmal antun werde.
01. -8.5- Mouse Guard
02. -8.5- Dinosaurs vs. Aliens
03. -8.0- 2000 AD
04. -7.0- Bad Medicine
05. -7.0- Donald Duck
06. -7.0- Lady Death
07. -6.5- Finding Gossamyr
08. -6.5- The Censored Howard Cruse
09. -6.0- Atomic Robo
10. -6.0- Anti
11. -6.0- Moomin Valley
12. -6.0- Yo Gabba Gabba
13. -5.5- Star Wars
14. -5.5- Bongo Comics
15. -5.5- Peanuts
16. -5.0- The New 52!
17. -5.0- My Favorite Martian
18. -5.0- The Hypernaturals
19. -5.0- Mega Man
20. -5.0- The Smurfs / Tinkerbell
21. -4.5- Witchblade
22. -4.5- Zombie Kid
23. -4.0- Buffy
24. -4.0- Green Lantern
25. -4.0- World's Most Dangerous Animals
26. -4.0- Burt Ward
27. -3.5- Barnaby and Mr O'Malley
28. -3.5- The Infernal Devices
29. -3.5- Transformers #80.5
30. -3.5- Voltron Force
31. -3.5- Graphic Elvis
32. -3.0- The Avengers
33. -3.0- Top Shelf KidsClub
34. -3.0- Sonic
35. -3.0- Image 20
36. -3.0- Valiant 2012
37. -3.0- Comic Book Market Place
38. -2.5- The Incredible Rockhead
39. -2.5- World of Aspen 2012
40. -1.5- The Intrinsic #1
41. -1.5- Spider-Man
42. -1.0- Jurassic Strike Force 5