Hiwatari Familienbande von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 34: Be a Family ----------------------- Kapitel 34 – Be a Family Nicht nur Lynn konnte die Nacht nicht schlafen, sondern auch Mitch nicht. Sie war zwar ziemlich fertig von ihrem Match mit Kai, aber das beruhigte ihre Nervosität nicht, die sie wegen des anstehenden Wiedersehens hatte. Also fand Mitch nichts besseres zu tun, als im Bett zu liegen und Lynn den Beyblade-Kampf mit Kai zu erzählen. An einigen Stellen sprang Lynn in die Horizontale, aber legte sich eine Minute später wieder gespannt auf das Schlafsofa und hörte Mitch weiter zu. Auch für Kai war es eine schlaflose Nacht, denn die Worte von Mitch, dass sie recht hat ging im nicht mehr aus dem Kopf. Dennoch war er immer noch der Meinung, dass er seinen Vater einfach nicht wieder sehen möchte. Der nächste Tag brach an und der erste, der auch wach war, war Tala und war auf dem Weg in die Küche. Er lief durch die Empfangshalle und las dabei auch noch ein neues Buch, dass er am gestrigen Abend noch angefangen hatte zu lesen. Er war so vertieft in das Buch, dass er nur knapp das Treppengeländer verfehlte und beinahe gegen eine Wand gelaufen war. Doch direkt vor der Küchentür hielt er an, immer noch mit dem Blick auf das Buch, öffnete die Tür und betrat diese. Das Buch nahm er jetzt aus seinem Blickfeld, ging auf den großen Tisch in der Mitte der Küche zu, legte das Buch mit der offenen Seite auf den Tisch und machte sich dann daran sich einen Kaffee zu machen. Tala: *Mitch ist wohl nicht mitgekommen. Sonst hätte sie sich schon einen Tee gemacht. Ist doch so ein Frühaufsteher.* Tala schaute zum Wasserkocher, der immer noch genauso stand, wie an den vorigen Tagen. Er setzte sich mit seinen fertigen Kaffee an den Tisch und rührte ihn erstmal um. Die Küchentür ging auf…und gleich wieder zu. Tala: „Hm?“ Tala schaute zu der Tür. Auf der anderen Seite stand Jing Lay, immer noch mit Angst für Tala. Sie seufzte kurz und nahm dann wieder die Türklinke in die Hand. Sie ging rein, Tala versuchend zu ignorierend, der sich wieder seinem Buch gewidmet hatte, und holte sich eine Flasche Saft aus dem Kühlschrank. Jing Lay: *Er ist nicht da. Er ist gar nicht da.* Sie nahm sich ein Glas aus dem Regal und schenkte sich Saft ein. Die Flasche wieder zurück in den Kühlschrank. Sie blieb mit dem Rücken zu Tala am Schrank stehen und nippte einmal am Glas. Tala: „Du kannst dich ruhig zu mir setzen.“ Ein eiskalter Schauer fuhr durch Jing Lays Körper und sie drehte sich nur zögerlich zu ihm um. Jing Lay: „Ähm, nein…Ich…ich bleib lieber hier stehen.“ Sie lachte etwas beschämend und Tala floss ein kleines Schmunzeln ins Gesicht. Tala: „Kai ist gestern ganz schön spät nach Hause gekommen.“ Jing Lay schaute etwas verwundert. Jing Lay: „Ach ja?“ Sie drehte sich ganz um und lehnte sich an die Kante vom Küchenschrank. Sie hielt das Glas fest in den Händen. Tala: „Ich war zufällig noch wach. Hätte nicht gedacht, dass die Romane von Jules Verne so spannend sind.“ Jing Lay: „Ja, die sind echt toll. Besonders „In 80 Tagen um die Welt“ und „1000 Meilen unter dem Meer“ find ich sehr gut.“ Tala musste wieder schmunzeln, denn Jing Lays Angst vor ihm war wieder mal total verflogen. Er legte das Buch wieder mit der offenen Seite auf den Tisch und nahm seine Kaffeetasse in die Hand. Tala: „Jedenfalls war es sehr spät und ich glaube, er und Mitch hatten ein kleines Beyblade-Match. Ich hab ihn zwar nur kurz gehört, wie er am fluchen war, aber so wie ich die beiden kenne, war es ein sehr hartes Match.“ Jing Lay: „Mitch ist in einem Beyblade-Kampf immer sehr verbissen. Das ging sicher nicht ohne Schrammen aus.“ Tala: „Da bin ich mir auch ziemlich sicher.“ Tala nahm einen kräftigen Schluck Kaffee und Jing Lay tat es ihm gleich und nippte an ihrem Saft. Als Tala die Tasse wieder abgesetzte hatte und sich seinem Buch wieder widmete, betrat auch Kai die Küche. Er sah sehr verbittert aus und ohne jegliche Worte nahm er sich einen Kaffeebecher, machte sich Wasser heiß und goss sich einen Tee auf. Während der Tee zog, wurde es ruhig. Tala konnte nur einen weiteren Satz lesen, schon legte er das Buch wieder bei Seite und schaute zu Kai rüber, der wirklich etwas lädiert ausschaute. Tala: „Gut geschlafen?“ Kai: „Ich habe gar nicht geschlafen.“ Kais Worte waren sehr schroff. Tala: „Entschuldige bitte, das ich gefragt habe. Ich find es nur ziemlich merkwürdig, dass jemand so früh schon wieder wach ist, wenn er so spät nach Hause kam.“ Kai: „Du bist nicht mein Babysitter. Also bleib auch noch so lange wach, bis ich zu Hause bin.“ Tala: „Ich war eigentlich nur so lange wach, weil ich noch so lange gelesen habe.“ Kai: „Das ich nicht lache.“ Jing Lay spürte die Spannung, die sich zwischen den beiden aufbaute und mit jeder Sekunde stärker und größer wurde. Tala: „Und ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du Mitch wieder mitbringst.“ Batsch! Kais Tee war fertig und sein Teebeutel landete mit einer flinken Handbewegung an Talas Wange, der dann kurz danach zu Boden fiel. Jing Lay hatte sich kurz erschrocken, denn Talas Augen hatten auf einmal wieder diesen eisigen Blick, der schon weltbekannt war. Kai: „Die wollte aber leider nicht mit.“ Tala stand auf, nahm seinen Kaffeebecher und schmiss schwungvoll den Kaffee quer über Kai. Jing Lay war etwas schockiert, wobei ihr fast das Glas aus der Hand fiel, aber es noch halten konnte. Der Kaffee triefte an Kai runter und tropfte auf den Boden. Er drehte sich sauer zu Tala um und war schon bereit ihm seinen Tee entgegen zu schmeißen. Kai: „Meine Schwester…hmhm. Dein Herzblatt wollte leider nicht mit.“ Kai wollte den Tee gerade schmeißen, da fegte plötzlich ein eisiger Wind durch die Küche, erzeugt von einem kleinen Beyblade. Jing Lay hatte ihren Beyblade rausgeholt und gestartet. Ihr fiel kein besserer Weg ein, die beiden vom streiten abzuhalten. Hudimo, ihr türkiser Schmetterling, flog vor ihnen. Jing Lays freundliche und schüchterne Miene war vollständig verschwunden. Jing Lay: „Hört ihr wohl auf zu streiten! Immer das Gleiche mit euch! Kaum hängt etwas Spannung in der Luft, schon muss gleich ein Elefant draus gemacht werden! Fehlt nur noch, dass ihr euch gegenseitig an die Gurgel geht! Mir passt die ganze Situation nun auch nicht! Aber das ist noch lange kein Grund hier ein Theater zu veranstalten!“ Kai, Tala: „Jing Lay…?“ Ein eisiger Wind fegte noch mal durch die Küche, gefolgt von einem kleinen Schneegestöber, welcher den Kaffee und den Teefleck auf Talas Wange gefrieren ließ, was aber nicht ein Problem für die beiden Jungs darstellte. So eisige Momente waren sie schon gewohnt. Jing Lay machte ihnen mehr Sorgen. Jing Lay: „Und ich hab hier gestern erst sauber gemacht!“ Hudimo gab ein paar schrille Laute von sich. Kai: „Jing Lay!“ Tala: „Reg dich nicht so auf.“ Jing Lay: „Ich soll mich nicht aufregen?!“ Kai: „Tala macht das auch wieder sauber!“ Tala: „Warum soll ich das denn sauber machen?“ Kai: „Weil du hier den meisten Dreck gemacht hast, Kaffeesäufer!“ Tala: „Teebaracke!“ Kai: „D-“ Der Wind nahm noch mal mehr zu. Tala und Kai sahen es schon ein, dass streiten nun nicht sehr angebracht war. Tala: „Beruhig sie mal.“ Kai: „Wenn das man so einfach wäre, würde ich es tun…Ach, ich weiß schon.“ Kai drehte sich zu Jing Lay hin. Kai: „Jing Lay! Wenn Ray dich so sieht, dann wird er in der Zukunft sicher einen großen Bogen um dich machen!“ Schlagartig hörte der Wind auf, es wurde wieder wärmer und Hudimo war wieder verschwunden. Ein paar Schneeflocken rieselten noch zu Boden. Jing Lay hielt sich beschämt die Hände vor den Mund und wurde etwas rot. Jing Lay: „Oh nein. Hoffentlich hat er das jetzt nicht mit bekommen. Bitte nicht sagen, dass das passiert ist. Das ist so peinlich…“ Sie wurde immer roter im Gesicht. Kai: „Klappt immer wieder.“ Kai strich sich mühelos den gefrorenen Kaffee von seinen Klamotten. Kai: „Toll. Kann ich mich schon wieder umziehen.“ Tala: „Sag mir mal lieber, auf welcher Seite ich war.“ Tala hob das Buch auf, das auf dem Boden geweht war. Tala: „Aber sag mal, warum hast du Mitch denn nicht mitgebracht? Hattest du gestern nicht gesagt, bevor du gingst, dass du sie mitbringen willst?“ Kai: „Ja, das habe ich gesagt und ich habe es ihr auch vorgeschlagen, aber…“ Mitch: „Er war es nicht, der unsere Familie zerstört hatte!! Niemand von uns war das!! Und du weißt das!!“ Kai ging zu dem kaputten Geländer an die Kante der Plattform und schaute ernst zu Mitch runter, was sie schon etwas beruhigte, weil Kai sie endlich nicht mehr mit dem Blick anschaute, als wolle er sich gleich umbringen. Mitch: „Kai!“ Kai: „Du hast verloren! Trotzdem kannst du meinetwegen wieder nach Hause kommen! Dir werfe ich nichts vor, niemanden werfe ich etwas vor! Aber…ich will unseren Vater nicht wieder sehen!“ Mitch: „Kai!“ Kai: „Wir seh´n uns.“ Tala: „Da kann ich schon verstehen, dass sie nicht mitwollte. Wenn man das so gesagt bekommt.“ Kai: „Ach, halt doch den Mund.“ Tala: „Aber vorher sag ich noch eines.“ Kai schaute zu Tala rüber. Tala: „Triff dich mit deinen Eltern, denn du hast nur diese einen und man kann sie durch nichts ersetzen. Und ich muss zugeben, dass ich sehr eifersüchtig auf euch bin. Ich hatte nicht viel von meinen Eltern. Ich hätte gerne noch Mutter und Vater, aber das war mir leider vergönnt. Überleg es dir noch mal. Du wirst es sonst, wahrscheinlich, bereuen.“ Es wurde still. Kais Kopf war kurz vorm Rauchen. Alles drohte seinen Stolz zu brechen. Freunde und Familie. Und sogar schon seine eigenen Gedanken, denn es war falsch, wie er dachte. Er bekam fast Kopfschmerzen, wenn Jing Lay nicht plötzlich wieder was von sich gab, immer noch roten Kopf und mit einem tiefen Seufzer. Jing Lay: „Oh nein, oh nein. Ich hab die ganze Küche unordentlich gemacht.“ Der ganze Boden war nun nass, nicht nur vom aufgetauten Kaffee, sondern auch vom Schnee. Sie verschwand schnell in ein Nebenzimmer, um Putzzeug zu holen. Tala: „Jetzt macht sie es doch selber sauber…Oh, da war ich.“ Es blieb kurz still. Kai: „Mitch sagte, dass unser Vater uns wirklich nicht im Stich gelassen hatte.“ Tala: „Hm?“ Kai: „Naja, Mitch hatte er in ein Waisenhaus gesteckt und mich hat er ein paar Jahre später auch alleine gelassen, aber…er hat nie Lynn alleine gelassen.“ Tala: „Na, wenn das mal kein Grund ist, seinen Vater wieder zu sehen.“ Kai: „Weißt du eigentlich, was ich damit meine?“ Tala: „Das du ein totaler Dickschädel bist und endlich mal einsiehst, dass du einen völlig sinnlosen Streit mit deiner Schwester angefangen hast, der irgendwie kein Ende findet, bist du dich nicht endlich mit deinem Vater triffst?“ Kai schaute Tala stinksauer an. Kai: „Ja…Genau…das.“ Tala: „Und was machst du nun?“ Jing Lay kam mit einem Wischmopp wieder und fing an zu wischen. Kai: „Mich umziehen.“ Kai ging auf die Tür zu. Tala: „Und dann?“ Kai: „Hör auf den Babysitter zu spielen.“ Kai war aus der Küche verschwunden und Tala goss sich schon eine neue Tasse Kaffee ein. Tala: „Sensibelchen.“ Tala schaute sich kurz um. Es war schon alles wieder sauber. Jing Lay war schnell und verstand was vom Putzen. Es blitzte wieder alles. Sie kam wieder in die Küche und nahm ihren Saft wieder in die Hand. Tala: „Wie viel zahlen die dir hier für ´s Putzen?“ Jing Lay: „Ach, ähm, ich mach das ja freiwillig. Ich möchte nichts dafür haben.“ Tala: „Das würde ich mir noch mal überlegen.“ Jing Lay schaute ihn etwas verwundert an, als er sich wieder sein Buch nahm und auch aus der Küche ging. Dann zuckte sie mit den Achseln und trank ihren Saft weiter. Es war nun Punkt 10 Uhr und Mitch und Lynn saßen im Flugplatz im Wartebereich. Lynn war sehr aufgeregt, was man auch gut sehen konnte. Sie wippte auf dem Sitz hin und her und schaute sich jeglichen Leute an, die auf dem Flughafen herumliefen. Dazu kam noch die ständige Fragerei an Mitch. Lynn: „Sind sie das?“ Mitch: „Nein.“ Lynn: „Und die?“ Mitch: „Nein.“ Lynn: „Wir wäre es mit denen? Sind die es?“ Mitch: „Nein.“ Lynn: „Weißt du eigentlich, wie sie aussehen?“ Mitch: „Flüchtig. Habe alte Zeitungsberichte und Fotos auf dem Dachboden gefunden. Hat Kai echt gut versteckt. Wenn er sich die nicht mal ab und zu heimlich anschaut.“ Lynn: „Das glaub ich nicht wirklich. Er hasst sie doch.“ Mitch: „Ja…Glaub ich auch.“ Während Mitch kurz an den gestrigen Abend dachte, schaute sich Lynn weiter die Leute an. Lynn: „Sind sie das vielleicht?“ Lynn riss Mitch aus den Gedanken. Mitch: „Nein.“ Lynn: „Uh, ich hoffe aber nicht, dass die es sind.“ Mitch „Nein, die sind es garantiert nicht.“ Lynn: „Gut. Aber die, oder?“ Mitch: „Lynn, hör auf zu fragen. Der Flieger ist nicht einmal gelandet.“ Lynn: „Ich weiß. Aber ich bin so aufgeregt. Warum muss der Flieger denn auch eine so lange Verspätung haben?“ Mitch: „Erstens ist er gerade mal zwei Minuten zu spät und zweitens sind im Moment ein paar Unwetter auf dem Pazifik. Da kann sich das schon mal um ein paar Minuten verziehen.“ Lynn: „Nachher sind sie abgestürzt.“ Mitch: „Ach was, das hätten sie schon längst gemeldet.“ Lynn: „Gut. Dann leben sie ja noch.“ Mitch schaute etwas gedrückt, dass Lynn sich über so was auch noch belustigte. Lynn blieb aber jetzt wundersamer weise mal eine Minute still, legte dann aber gleich wieder los. Lynn: „Sind sie das?“ Mitch: „Lynn.“ Lynn: „Ja, ich hör auf…Aber ich bin so nervös.“ Mitch: „Das bin ich auch. Aber deswegen muss ich nicht gleich so rumhampeln.“ Lynn: „Schon, aber ich kann nicht anders. Endlich können wir wieder eine richtige Familie sein. Das war schon immer mein Traum. Ich bin schon so froh, dass ich jetzt bei meinen Geschwistern sein kann. Doch jetzt auch noch unsere Eltern. Wie eine richtig große Familie. Fehlen nur noch die Großeltern.“ Mitch: „Hehe, das hätte uns jetzt gerade noch gefehlt.“ Lynn: „Hm? Hast du was gesagt?“ Mitch: „Nein.“ Es wurde wieder still und die Warterei machte Lynn wirklich verrückt, was nicht zu übersehen war, denn jetzt wackelte sie noch mehr auf dem Sitz rum. Mitch: „Lynn, bleib bitte still sitzen.“ Lynn: „Ich kann nicht…Ich…“ Mitch: „Hm?“ Lynn sprang plötzlich auf und rannte davon. Lynn: „Ich muss mal!“ Mitch legte ihren Kopf in die Hand. Mitch: „Kleine Schwestern…Vor lauter Nervosität…“ Mitch stoppte ihren Satz, denn es kam die durchsagte, dass der verspätete Flieger, auf den die beiden gewartet hatten, nun endlich gelandet war. Mitch stand von ihrem Platz auf und ging ein paar schritte auf die Flugzeugausgänge zu. Doch sie blieb sehr weit davon stehen, weil sie nicht in das entstandene Getümmel reinrutschen wollte. Einige Kinder erkannten Mitch, ist auch in Amerika berühmt, und riefen ihr auf Englisch etwas zu, wo sie nicht drauf reagierte. Einige wurden auch abgeholt, wie es Mitch und Lynn vorhatten. Mitch schaute kurz in die Richtung, in die Lynn gerannt war, aber sie war noch nicht wieder zu sehen. Dann staute sie wieder zu Gate. Es waren schon fast alle Leute draußen, aber dann konnte Mitch ihre Eltern endlich sehen. In diesem Moment wussten Mitchs Gefühle nicht, wie sie reagieren sollten. Sollte sie nun vor Freude rufen, aufschreien, anfangen zu weinen? Susumo Hiwatari hielt seine Frau fest an der Hand, die etwas kränklich und übermüdet ausschaute. Susumo führte Memeko etwas weiter in die riesige Flughafenhalle. Beide blieben stehen und Memeko war die erste, die Mitch durch das Menschengewühl um ihnen beiden entdeckte. Mitch merkte es. Auch Susumo schaute zu ihr, was für Mitch das Zeichen war, dass sie nun loslaufen sollte. Erst lief sie ganz langsam, aber schon nach den ersten Schritten wurde ihr Gang so, als würde sie ganz normal durchs Haus laufen. Niemand sagte etwas, nur der Lärm in der Halle war zu hören. Mitch blieb vor ihnen stehen und sie sahen sich nur an. Dann musste Mitch einfach irgendetwas sagen und ihre Gefühle übermannten sie einfach. Mitch: „Hi.“ Mitch wollte es sich verkneifen, aber ihr liefen die Tränen ganz automatisch über die Wangen. Memeko wischte ihr über die Wange. Memeko: „Mitch…Meine Mitch.“ Sie nahm ihre Tochter in den Arm, worauf Mitch etwas erstaunt drein blickte, doch dann ihren Tränen den Weg frei gab und auch ihre Mutter umarmte. Es dauerte eine Zeit bis Memeko Mitch wieder losließ. Auch Memeko waren die Tränen gekommen und sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Susumo fasste Mitch auf die Schulter. Susumo: „Ich hoffe, ich habe euch keine zu großen Unannehmlichkeiten bereitet.“ Mitch musste kurz lachen und wischte sich auch die Tränen aus dem Gesicht. Mitch: „Ach, nur das Kai nicht gerade begeistert ist.“ Memeko: „Es ist wirklich sehr viel passiert. Ich bedaure es sehr, dass es überhaupt so weit kam.“ Susumo: „Aber es ist schön dich nach so langer Zeit wieder zu sehen, Mitch. Ich bin echt stolz auf dich, wenn ich so sehe, was du aus dir gemacht hast.“ Mitch: „Ach was. Das sagst du nur, weil ich seit zwei Tagen andere Klamotten trage. Denn sonst kann man mich nur schwer von Kai unterscheiden.“ Memeko: „(lach) Es ist egal, was du trägst. Du bist du selbst. Da ist es unwichtig, was du an hast.“ Susumo: „Aber was ist denn nun mit Kai? Du sagtest, er sei nicht sehr begeistert.“ Mitch: „Ja, leider. Er verzeiht dir nicht, dass du damals einfach gegangen bist.“ Memeko: „Wir haben ihn einfach alle gelassen. Bei Voltaire.“ Mitch: „Macht euch bitte keine Vorwürfe. Dafür gibt es keine Gründe. Es ging damals einfa-“ Stimme: „Ahh!! Mein Gott!“ Lynn war wieder da. Sie schaute aber sehr schockiert, als sie Susumo sah, denn sie wusste noch nicht, dass der Sekretär von der ihr verhassten Mrs. Jankes ihr Vater ist. Lynn: „Das ist der Sekretär von Jankes! Mitch! Der hat sicher was Böses vor!“ Mitch: „Lynn, beruhig dich.“ Lynn: „Aber…“ Lynn beruhigte sich schnell, denn schlagartig wurde ihr klar, was hier los war. Mitch und die für Lynn noch fremde Frau hatten geweint, das sah man noch. Und ein großer Mann stand noch bei ihnen, der man zu ihren schlimmsten Feinden gehörte. Lynn: „Sind das…?“ Memeko: „Lynn.“ Memeko war wieder den Tränen nahe, denn sie hatte Lynn das letzte Mal gesehen, als sie kurz vor ihrem dritten Geburtstag war. Lynn schaute Mitch an und hoffte, dass sie ihr die Frage, die sie stellen wollte, auch so beantworten konnte, denn die letzten Worte blieben ihr im Hals stecken. Mitch nickte Lynn nur zu, dass sie sicher sein konnte, dass das ihre Eltern waren. Lynn: „Ich bin so blöd…Mein Vater war die ganze Zeit bei mir und ich merk das nicht mal.“ Lynn brach in Tränen aus und rannte zu ihnen, direkt in die Arme von ihren Vater, der sie behutsam drückte. Danach ging Lynn gleich in die Arme ihrer Mutter weiter. Mitch schaute zufrieden mit der Situation zu ihnen. Es dauerte eine Weile, bis die Tränen wieder verschwanden. Lynn wischte sich die letzte Träne gerade aus dem Gesicht. Lynn: „Ich bin so froh, dass wir endlich wieder beisammen sind. Ich will ´ne Party!“ Mitch: „Ich glaub, dafür ist es noch zu früh.“ Lynn: „Wo pennt ihr?“ Mitch: *Sie ist schon mit den Gedanken ganz wo anders.* Susumo: „Wir haben uns ein Hotel hier in der Nähe gebucht, bis wir ein richtige Wohnung finden.“ Stimme: „Damit bin ich aber nicht einverstanden.“ Die Stimme kam allen bekannt vor und alles drehte sich zu jemanden um, der ein paar Meter weiter weg stand, in der inzwischen schon leereren Halle. Es war Kai und er schaute ziemlich ernst rüber. Mitch: „Willst du ihnen etwa verbieten, hier zu wohnen? Das kannst du nicht machen.“ Lynn: „Ja, sie sind ja auch gerade erst gekommen.“ Kai ging zu ihnen und bekam einen sauren Blick von Mitch entgegen. Kai: „Ich hab ja auch nichts von wegschicken gesagt.“ Jetzt waren alle etwas verwundert. Kai: „Ich mein ja nur, dass wir ein so großes Haus haben und da ein paar Flügel leer stehen, wo noch genügend Zimmer sind, die man bewohnen könnte.“ Die Verwunderung wurde noch größer und es wurde total Ruhe. Lynn: „Kai.“ Kai: „Was ist denn? Jemand gestorben?“ Mitch: „Außer deinem Stolz wohl nichts.“ Freude machte sich breit. Lynn fiel Kai um den Hals und beide fielen zu Boden. Susumo lachte nur darüber, doch Memeko schaute etwas besorgt. Aber Mitch versicherte ihr sofort, dass das normaler Alltag bei ihnen sei. Mitch war stolz auf Kai, dass er sich alles noch mal überlegt hatte und nun endlich einsah, dass es keinen Grund gibt, sauer auf seine Eltern zu sein. Kai und Lynn rappelten sich wieder auf und Lynn nahm sofort die Hand von ihrer Mutter. Lynn: „Dann lasst uns schnell nach Hause fahren.“ Memeko: „Lynn, doch nicht so schnell.“ Lynn zog sie etwas hinter sich her, zügelte sich aber schnell wieder. Mitch: „Geht es Mom wirklich gut?“ Susumo: „Mach dir da keine Sorgen. Sie ist zwar noch etwas geschwächt von den ganzen Strapazen, aber sie ist bester Gesundheit.“ Mitch: „Ich geh trotzdem lieber schnell hinterher. Bei Lynn weiß man nie.“ Mitch ging ihnen schnell nach. Kai und sein Vater schauten eine Weile hinterher. Kai: „Wenn wir zu Hause sind, möchte ich gerne eine ausführliche Erklärung für all das ganze Theater. Was war und wieso und was weiß ich.“ Susumo: „Kann mein Sohn auch mal ein anderes Gesicht machen, als immer nur diesen Miesepeter hier?“ Susumo wuselte einmal durch Kais Haare, was ihm gar nicht gefiel. Kai: „Hey!“ Susumo: „Hmhm, entschuldige. Natürlich beantworte ich all Ihre Fragen, Herr Hiwatari. Haben Sie denn auch schon den Mietvertrag angesetzt?“ Kai: „Hm. Sie belieben wohl zu Scherzen. Wer bezahlt denn in seinem eigenen abbezahlten zu Hause Miete? So weit kommt es noch.“ Mit einem beherzten Lachen machten sie sich auch auf den Weg nach Hause. Kai: „Aber nicht erschrecken, wir haben noch jemand bei uns unterm Dach. Mitch wollte ihn einfach nicht in Russland lassen.“ Susumo: „Tala Iwanov?“ Kai: „Genau den. Sie hat ihm das Leben gerettet.“ Susumo: „Ich bin wohl nicht der einzige, der was zu erzählen hat.“ Es war schon fast ein sehr komischer Augenblick für Kai. Am Tag zuvor hätte er sich nicht mal vorstellen können, so ein Gespräch mit seinem Vater zu führen. Das Leben nahm wieder seinen normalen Lauf an, mit dem Zusatz, dass nun auch die Eltern von den Hiwatari-Geschwistern bei ihnen an zu treffen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)