Hiwatari Familienbande von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 29: Hope ---------------- Mitch saß noch eine ganze Weile neben der Tür, die in Talas Krankenzimmer führte, und ließ die Zeit an sich vorbei ziehen. Sie merkte auch nicht, wie sie irgendwann einschlief und noch bis zum nächsten Morgen dort saß. Es rollten einige Tränen, doch das war ihr egal. Sie bemühte sich sonst immer sehr, keine Schwäche zu zeigen, aber das alles vergaß sie in diesem Augenblick. Am Morgen wurde sie durch den morgendlichen Lärm in den Gängen wach. Die ersten Frühstückswagen waren unterwegs, die den Frühaufstehern unter den Patienten das Frühstück brachten. Sie hob langsam den Kopf an und schaute noch etwas schlaftrunken den Gang runter. Einen Augenblick lang war Mitch nicht klar, wo sie war, doch die Erinnerung holte sie schnell ein. Sie war immer noch im Krankenhaus, wollte die Nacht eigentlich an Talas Bett verbringen, doch statt dessen saß sie mit Angst, vor dem, was sie in dem Zimmer sehen würde, vor dem Zimmer. Doch den Gedanken ließ sie sich nicht bieten und stand auf, um sich der Tür zu zuwenden. Sie fasste die Türklinke fest in die Hand und starrte nur ihre Hand an, die etwas zitterte. Mitch: *Komm schon. So schlimm wird es nicht sein. Vielleicht geht es Tala ja schon richtig gut…* Sie dachte nicht länger nach und öffnete langsam die Tür. Sie schaute in das Zimmer. Wie sie es sich schon gedacht hatte, war Tala an einigen Gerätschaften angeschlossen. Eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase und das Piepen des Pulsmessers, das durch das ganze Zimmer hallte, was aber kein beunruhigendes Piepen war, denn der Puls war stabil. Mitch schloss die Tür hinter sich und ging langsam auf das Bett zu, in dem Tala lag. Es war das einzige Bett in diesem Raum. Mitch: "Tala?" Er blieb noch mal stehen, drehte sich aber nicht um. Mitch: "Warum kommst du nicht mit?" Tala: "Du hast eine Familie, die auf dich wartet...Ich nicht. Also geh zu ihr. Ich habe keinen Grund von hier zu verschwinden." Mitch: "Und wie du den hast! Wie alle anderen! Ihr werdet alle nur von Boris benutzt!" Tala: "Verschwinde endlich! Warum bist du noch da?! Hau ab!" Mitch nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben das Bett. Sie sah ihn an, wie er dort lag. Es sah so aus, als ob er friedlich schlafen würde, aber sie wusste, dass Tala um sein Leben ringen musste. All das Leid, was er jetzt erträgt, hätte ihm doch besser erspart bleiben können. Aber was kann man schon gegen die Versessenheit von machen Leuten unternehmen, die einfach alles tun, um die Macht zu erlangen? Besonders nicht, wenn man erst 6 Jahre alt war. Mitch grauste bei dem Gedanken, wenn sie daran zurück dachte, als Tala ihr das erzählt hatte. Und auch jetzt noch, ist der Gedanke daran einfach grausam. Mitch: "Warum ging ´s du nicht einfach? Du wusstest doch, dass du dort nicht zu Hause bist." Tala: "Trotz Talent war ich doch immer noch vier Jahre alt, Mitch. Wie sollte das gehen? Außerdem...wer entkommt schon Boris?" Mitch: "Ja...Ich hätte es ohne deine Hilfe auch nicht geschafft. Aber du hättest mit mir gehen sollen." Tala hörte mit Spielen auf. Mitch: "Es wäre besser für dich gewesen. Dann hättest du wenigstens ein besseres zu Hause gehabt, auch wenn Tokio voll die Nervensäge ist. Bei uns hättest du es besser gehabt. Und du hättest jetzt nicht das Problem mit deinen Augen. Dann wäre die ganze Cyborg Geschichte nicht passiert." Tala: "Bist du dir da sicher?" Mitch stutzte und verstand nicht so ganz, was Tala jetzt meinte. Tala: "Als du in der Abtei warst, war das Projekt Cyborg doch schon lange im Gang." Mitch bekam einen höllischen Schreck. Tala: "Wenn ich dann auch noch abgehauen wäre, wäre sich schlimmes passiert, denn es gab noch einige Probleme in dem Projekt. Dann wäre ich jetzt nicht hier und würde dir das erzählen. Aber nun sehe ich ja, was ich davon habe, als ich mich dazu entschied, mich von Boris abzusahnen. Die Nanoroboter zerstören mein ganzes Nervensystem. Sie sind außer Kontrolle geraten, seit ich nicht mehr unter Boris´ Haube stehe. Ich weiß nicht mehr, ob das eine so gute Entscheidung war, wie ich es damals fand. Ich würde es gerne rückgängig machen. Aber das geht nicht.“ Mitch versuchte, nicht mehr daran zu denken, aber es ging einfach nicht. Sie sah ihn ja vor sich, was aus ihm geworden ist. Mitch: „Warum hast du das nur mit dir machen lassen? Das alles? Du hättest dich vielleicht nicht währen können, aber…du hättest abhauen können. Noch bevor es passiert war. Du hättest ein neues Heim gefunden. Sicher hätte es jemand sich um dich gekümmert. Auch wenn es nicht deine wahren Eltern wären. Immer noch besser, als dort aufgewachsen zu sein…Kannst du dich noch daran erinnern, wo wir uns das erste Mal gesehen hatten? Wir konnten uns überhaupt nicht riechen. Wir waren beide total voneinander genervt. Du wahrscheinlich, weil ein Mädchen in der Abtei nichts verloren hatte. Und ich einfach nur, weil ich da wirklich nichts zu suchen hatte.“ Mitch (12) stand mit einer Reisetasche in einer großen Halle in einem riesigen Gebäude. Sie war gerade angekommen und sollte hier warten. Sie befand sich in der Eingangshalle der Abtei in Russland. Es gefiel ihr gar nicht, hier zu sein und deswegen schaute sie mit einem misstrauischen Blick langsam durch die ganze Halle, die an der ganzen Wand entlang immer gleich aussah. Mitch: "Will der mich hier ewig stehen lassen? Wenn er nicht in binnen zehn Minuten kommt, geh ich einfach wieder." Stimme: "Ist das ein Versprechen?" Mitch schaute zur Seite an ein der Türen zu langen Fluren, die in die anderen Flügel des Hauses führten. Dort stand Tala (13) schon gelangweilt von dem, was ihm eben als Aufgabe zugeteilt wurde. Mitch: "Wenn ich gehe, bekommt meine Mutter große Schwierigkeiten." Tala: "Wie süß...Ich geb dir 35.000 Rubel, wenn du gehst." Mitch: "Danke für das Angebot, aber ich bleibe." Mitch: „Ich weiß immer noch nicht, ob ich das schon als Glück bezeichnen kann, dass ich dich dort kennen gelernt hatte. Du hast mir nichts als Ärger gemacht. Dann kam auch noch Bryan dazu, der die ganze Sache noch schlimmer machte…Aber ich bin echt froh, dass du mir da rausgeholfen hattest…Und ich bin dir auch dankbar, dass du mir wegen Damon nicht die große Szene gemacht hattest. Das kleine Missverständnis haben wir ja gleich ausgeräumt. Aber ich kann deinen Ärger gut verstehen, dass du so sauer warst, dass ich auf einmal Damon bekam, wo es doch dir versprochen war. Boris Pläne waren einfach nicht durchschaubar.“ Stimme: "Wen haben wir denn da?" Mitch sah den jemand nicht, von dem die Stimme kam. Doch dann drehte sich der Scheinwerfer von ihr und sie konnte besser sehen. Jemand kam etwas auf sie zu. Ein Junge mit rotem Haar. Junge: "Ich hab Boris gleich gesagt, dass das Mädchen nur Ärger macht." Mitch: "(knurr) Tala. Verschwinde." Tala: "Hm. Ich soll hier auf dein Vögelchen aufpassen. Und da du es klauen willst, werde ich nicht verschwinden." Mitch: "Ich meinte, du sollst aus der Abtei verschwinden. Wie alle anderen auch. Boris hat nichts Gutes im Sinn. Was glaubst du wohl, warum ich mir Damon schnappen will und nach Hause möchte?" Tala: "Das ist doch dein Eigennutz. Du bist nur neidisch auf uns Jungs, weil wir doch die besseren Beyblader sind. Und dein Damon..." Tala richtete einen Beyblade auf Mitch. Sie erkannte ihn sofort. Es war ihr Damon. Tala: "...wird sowieso auf mich übergehen, wenn du weiter so einen Blödsinn treibst." Mitch: „Manchmal wurde ich aus dir einfach nicht schlau. Ich meine, erst tust du so, als ob du mich nicht leiden kannst und später hilfst du mir aus der Abtei. Ich muss zu geben, ab da hab ich dich auf einmal richtig gemocht. Ich hab dich in einem ganz anderen Licht gesehen. Ich hab angefangen dich zu bewundern, dass du alles so aushältst. Aber verstanden hab ich es damals noch nicht…Als ich dir dieses eine Geschenk vorbei gebracht hatte, das zu Weihnachten, da wollte ich dich eigentlich noch mal darauf ansprechen. Aber durch den ganzen Ärger mit Bryan, der mich natürlich total aus dem Gedächtnis gestrichen hatte und mich nicht wieder erkannte, hatte ich das vergessen. Aber…du hättest es mir sicher nicht gesagt.“ Mitch schaute etwas starr vor Angst Tala an. Mitch: *Der ist ja schlimmer drauf, als früher.* Tala wendete sich Mitch zu, immer noch den kalten Blick im Gesicht. Mitch brachte jetzt kein Wort mehr raus. Tala: "Mitch." Der kalte Blick verschwand, aber ein richtig freundliches Lächeln brachte Tala auch nicht gerade zustande. Aber Mitch fühlte sich schon wohler. Mitch: "Also vergessen hast mich ja nicht." Tala: "Ich vergesse niemanden. Du hast nur gerade einen blöden Zeitpunkt erwischt." Mitch: "Schon okay. So lang wollte ich eigentlich auch gar nicht bleiben. Ich wollte mich eigentlich nur bei dir bedanken, weil du mir damals geholfen hattest, aus der Abtei zu verschwinden. Ich wäre ja gerne früher gekommen, aber bevor Boris nicht weg war, kam ich ja schlecht an dich ran." Tala: "Gern geschehen. Und jetzt kannst du ja wieder gehen." Mitch: "Moment. Nicht so schnell. Ich hab da noch was für dich." Tala: "Für...mich?" Mitch wühlte in ihrem Wintermantel, der schon ganz schön mit Schnee bedeckt war, und holte ein kleines Päckchen mit einer Schleife drum rum raus. Passend zur kommenden Weihnachtszeit. Sie reichte es Tala zu. Mitch: "Bitteschön. Hab ich selber gebacken." Tala starrte nur etwas verwundert das kleine Geschenk an. Mitch: "Du kannst es ruhig nehmen." Tala zögerte immer noch ein bisschen. Aber nach einiger Zeit nahm er es dann entgegen und bekam sogar ein richtiges Lächeln im Gesicht. Mitch freute sich und lächelte zurück. Mitch: „Danach hatten wir uns nicht mehr gesehen. Wolltest du mich nicht sehen oder war es einfach nur wegen deiner blöden…Krankheit, warum du dich so abgeschottet hattest? Naja, zur dritten WM bist du ja angetreten und ich habe alle deine Kämpfe verfolgt. Ich habe da auch schon irgendwie gemerkt, dass mit dir ab und zu was nicht stimmte. In manchen Matches hast du einige Male gezögert. Aber mach dir nichts daraus. Du kannst nichts dafür. Weißt du…“ Mitch viel gerade erst ein, dass es eigentlich nichts bringt mit Tala zu reden, denn er war nicht bei Bewusstsein. Wie sollte er sie hören? Sie schmunzelte leicht und zwingend. Es tat ihr weh, keine Antwort zurück zu bekommen. Mitch: „…wenn du wach wärest, dann würde ich dir gerne noch mehr erzählen. So viel. Es gibt nämlich einiges, was ich dir gerne sagen würde. Was…“ Mitch senkte den Kopf und verkniff sich die Tränen, die aus ihren Augen kriechen wollten. Mitch: „…ich…“ Doch sie konnte die Tränen nicht zurück halten und sie rollten über ihr Gesicht, tropften auf ihre Hände, die sich in ihre Hose gekrallt hatten. Mitch: „…für dich empfinde...Wie froh ich doch war, dich endlich wieder zu sehen…Aber stattdessen musste ich dich ja wieder anpflaumen. Auch wenn du angefangen hast…Ich hätte ja nicht drauf eingehen müssen.“ Sie kniff die Augen fest zusammen, doch sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Mitch: „Warum musste das alles nur passieren? Das kann doch alles nur ein schlechter Scherz vom Schicksal sein. Wieso kann es nicht einfach wieder alles in Ordnung sein? Gibt es denn kein bisschen Hoffnung, dass es dir gut geht?“ Mitch schaute wieder zu Tala, der immer noch nicht bei Bewusstsein war. Ihr Gesicht war Tränen verlaufen und sie konnte jetzt kaum noch ihren Blick auf Tala ruhen lassen. Also schaute sie wieder zum Boden und hielt es für besser, erstmal nichts mehr zu sagen. Sie dachte nur noch nach. Wie es wohl wäre, wenn es die Abtei nicht gegeben hätte, was aber ihre Trauerstimmung auch nicht verscheuchte. Eine Stunde verging und Mitch war mit ihren Gedanken immer noch ganz alleine. Ihre Laune war auch immer noch nicht besser, aber jedenfalls hatte sie es geschafft, auf zu hören mit dem Weinen. Sie schaut schon seit einer ganzen Weile aus dem Fenster. Die Sonne schien, die einzige, die heute wohl zu lachen schien. So langsam konnte Mitch nicht mehr sitzen und stand auf. Sie schaute zu Tala runter und legte ihre Hand leicht auf die Bettkante. Mitch: „Ich bin gleich wieder da.“ Sie ging langsamen Schrittes und ihre Hand glitt leicht über den Bettbezug hinweg. Sie war ein paar Schritte gegangen, dann hielt sie wieder an. Ihre Augen waren plötzlich weit aufgerissen, ihr blieb de Atem weg und das Herz blieb fast stehen. Sie spürte etwas an ihrer Hand. Sie schaute hinunter und sah, dass auf ihren Fingern die kalten Fingerspitzen von Talas Hand lagen. Mitch schaute zu Tala, der sie anschaute. Mühsam die Augen offen haltend, schaute er sie an. Er wollte etwas sagen, doch ihm fehlte die Kraft dazu. Mitch selber blieb der Atem dazu weg. Doch kurz vor dem Weinen brachte sie seinen Namen noch einmal über die Lippen. Aber dieses Mal riss sie sich zusammen, nicht zu weinen. Sie fasste seine kalte Hand und warf nur noch alle negativen Gedanken über Bord. Es dauerte auch nicht lange, bis dann Olga hereinkam, um sich Talas Befinden an zu schauen und war ziemlich überrascht, Tala wach auf zu finden. Nach einer schnellen Diagnose, waren all die Gerätschaften auch schon nicht mehr notwendig und Tala wurde davon befreit. Doch noch immer hatte Tala nicht die Kraft zum Aufstehen. Er konnte gerade mal aufrecht sitzen. Inzwischen hatte Mitch auch schon alle anderen informiert, die sofort in dem Krankenhaus aufkreuzten und nun an Talas Bett standen. Lynn: „Ich freu mich so! Ich freu mich so!“ Lynn hibbelte schon die ganze Zeit vor Freude am Fußende herum, was Kai irgendwann zu bunt wurde und sie auf einen Stuhl setzte, wo sie aber auch nicht ruhig sitzen bleiben konnte. Kai: „Der Schrecken ist also erstmal vorbei, oder?“ Mitch: „Ja, Olga sagte, dass es sehr schnell vorangeht mit der Besserung. Er könnte sogar schon Morgen entlassen werden.“ Bryan: „Hätte Tala man gleich auf mich gehört, als ich sagte, flieg doch mal zu der Schrulle in Japan. Die weiß sicher was. Aber nein. Er hört ja nicht auf mich.“ Mitch: „Wer hört denn schon auf dich? Du was heißt hier Schrulle?!“ Bryan: „Das heißt, dass du eine bist, Schrulle.“ Mitch: „Ich gib dir gleich mal eine-“ Kai: „Treibt eure Streitereien wo anders. Das ist nicht der richtige Ort dafür.“ Mitch und Bryan warfen sich noch einen bösen Blick zu und drehten sich dann voneinander weg. Lynn: „Ich freu mich echt so was von. Gut, dass alles so super ausgegangen ist.“ Mitch: „Und dabei wollte Herr Iwanov ja erst lieber den Löffel abgeben.“ Tala: „Wenn du mir nicht gleich ein gutes Argument auf den Tisch legst, ist das ja kein Wunder.“ Mitch: „Natürlich, schon bin ich wieder schuld. Und kein bisschen dankbar. Hey, ich hab dir dein Leben gerettet.“ Bryan: „Das hätte der eine Fatzke auch hinbekommen.“ Mitch: „(knurr)“ Es war eine Zeit lang still und dann stampfte Mitch sauer und beleidigt aus dem Zimmer. Alle sahen ihr nach und dann wandte sich alles zu Bryan. Bryan: „Was denn?“ Nach einiger Zeit gingen Kai, Lynn und Bryan aber auch wieder. Kai suchte Mitch noch, die in einem Badezimmer der Ärzte gewesen war, um sich erstmal frisch zu machen, und sagte ihr Bescheid, dass sie wieder gehen. Als Mitch fertig war, ging sie auch zurück zu Tala ins Zimmer. Aber als sie in das Zimmer kam, war Tala nicht mehr im Bett. Er stand am Fenster und schaute raus. Er hatte sich sogar umgezogen, denn die Klamottenordnung für die Patienten mochte er gar nicht. Mitch blieb an der Tür stehen. Mitch: „Du stehst ja schon wieder auf den Beinen.“ Tala: „Ja…Schon wundersam, dass es sich alles so schnell gebessert hat. Ich kann richtig merken, wie sich alles von den Nanorobotern befreit. Ein komisches Gefühl.“ Mitch: „Da merkt man mal wieder, dass ich doch zu etwas zu gebrauchen bin.“ Mitch wollte die gedrückte Stimmung etwas heben, doch das ohne Erfolg. Tala schaute immer noch aus dem Fenster. Mitch lief zu Tala rüber. Tala: „Sag so etwas nicht. Niemand ist wertlos.“ Als Mitch neben ihm stehen blieb, drehte sich Tala etwas zu Mitch um. Sein Blick war etwas traurig, kühl und doch konnte man sehen, dass er sich freute, doch noch sein Leben weiter leben zu können, als ob nichts gewesen wäre. Tala: „Und wenn du nicht gewesen wärest, dann hätte ich schon lange mein Leben beendet.“ Mitch schaute etwas verdutzt. Tala: „Damals, in der Abtei, hab ich deinen Mut bewundert. Du hast Boris ein paar graue Haare beschert, weil du die einzige warst, die sich getraut hatte, sich gegen ihn auf zu lehnen. Das war sehr beeindruckend. Und es war auch einer der Gründe, warum ich dir geholfen hatte.“ Mitch: „Einer…der Gründe?“ Tala: „Es gab nicht viele, die mit mir dort geredet hatten. Auch wenn wir uns nur gestritten hatten, waren es die einzigen Gespräche, die ich dort je mit anderen Kinder gehabt hatte.“ So langsam wurde Mitch etwas verlegen. All das war ihr nie bewusste, woher auch? Sie war 12 Jahre alt. Ein kleines Lächeln erhaschte auf Talas Gesicht einen Platz. Tala: „Ich möchte dir für alles danken, dass du je für mich getan hast. Für die Aufmerksamkeit in der Abtei, dass du auch danach an mich gedacht hast und dass du nicht aufgegeben hast, dass ich weiter leben kann.“ Mitch traute ihren Ohren nicht, denn solche Ansprachen aus Talas Mund zu hören, kannte sie nicht. Und was dann geschah, schien ihr fast wie ein Traum. Aus totaler Dankbarkeit nahm Tala Mitch in die Arme, die erstmal nur große Augen machen konnte. Tala: „Ich danke dir, Mitch. Von ganzem Herzen.“ Mitch war so gerührt und von ihren Gefühlen zu Tala total überflutet, dass sie gar nicht mehr anders konnte, als Tala fest auch in ihre Arme zu schließen und anfangen zu weinen, was sie sich am liebsten wieder verkniffen hätte, es aber nicht konnte. Mitch: „Tala…Ich hatte solche Angst um dich…“ Aber nun waren Sorgen nicht mehr von Nöten. Am nächsten Tag gegen Nachmittag konnte Tala das Krankenhaus schon verlassen und es gab eine keine Party, herbeigerufen durch Lynns tatkräftigen Einsatz, in dem Hauptquartier. Mitch schaute etwas verblüfft, doch Tala ließ das Ganze kalt. Während Lynn sich auf der Party mit der Karaoke-Maschine amüsierte, saßen Kai und Tala auf dem Sofa und ärgerten sich mehr oder weniger über die Streitereien zwischen Mitch und Bryan. Aber wer kann denn auch schon genau sagen, welcher Kartoffelchip größer ist, als der andere. Am Ende der Party fehlte auf einmal jemand und zwar Kai, der einzigen, der es auffiel, war Lynn, die nun vom Singen genug hatte, denn Tala versuchte auf seine Art Mitch und Bryan vom Streiten ab zu bringen. Wozu so eine Gewehratrappe doch gut ist. Lynn verließ ebenfalls unbemerkt den Raum und suchte Kai, den sie dann draußen im Hinterhof fand. Lynn: „Warum schleichst du dich denn so davon?“ Kai drehte sich zu Lynn und schaute sie dann erstmal verwundert an. Dann schaute er wieder in die andere Richtung. Kai: „Ich brauchte nur mal etwas frische Luft.“ Lynn ging zu ihm. Lynn: „Bedrückt dich irgendwas?“ Kai: „Wie kommst du denn darauf? Ich wollte einfach nur mal kurz raus. Das ist alles.“ Lynn: „Na gut. Wie du meinst.“ Lynn setzte sich auf den Absatz vor ihnen und schaute in die Sterne hoch, die bereits schon am Himmel zu sehen waren. Lynn: „Morgen geht ´s wieder nach Hause, ja?“ Kai: „Ja, scheint so.“ Lynn: „Ob Tala hier bleibt? Ich mein, immerhin sagte er mal, dass er nie wieder nach Russland zurück wollte. Ist er jetzt zwar, aber ich glaub, er würde auch lieber schnell wieder von hier, was meinst du? Ich würde es jedenfalls schön finden, wenn er wieder mitkäme. Besonders wegen Mitch, weil sie ihn doch so gern hat.“ Kai: „Das muss Tala schon selber entscheiden.“ Lynn: „Ich wette, er kommt mit. Denn er hat Mitch doch auch sehr gerne, nä?“ Kai: „Da fragst du den falschen. Ich hab davon keine Ahnung.“ Lynn: „(smirk) Sicher?“ Kai ließ über Lynns Gesichtsausdruck nur einen lauten Seufzer von sich hören. Lynn: „Naja, wir werden es ja sehen. Aber sag mal, was denn mit Sandra. Willst du einfach so gehen, ohne dich von ihr zu verabschieden? Sie würde es doch sicher schade finden, wenn du einfach so gingest.“ Kai: „Wenn sie nicht so wäre, wie sie jetzt ist, dann wohl ja, aber so…Es ist schlimm, was mit ihr passiert ist. Die Ärzte und Psychologen haben doch keine Ahnung, was sie alles durch machen musste. Und sie verdrängt es ja alles selber. Sie kann sich daran sicher erinnern, tut aber so, als ob sie ihr Gedächtnis verloren hätte.“ Lynn: „Meinst du wirklich?“ Kai: „Sie verdrängt ihre Vergangenheit nur. Und dadurch ist sie so verrückt geworden. Es ist schade, was aus ihr geworden ist. Ich hätte es ihr nicht gewünscht. Sie versteht ja nicht mal mehr wirklich, was um ihr passiert. Und deswegen denke ich auch, dass sie es schon mehr als einen Traum wahr nimmt, dass wir uns hier begegnet sind.“ Lynn: „Hmmm, vielleicht… Aber vielleicht auch nicht. Willst ihr nicht trotzdem tschüss sagen?“ Kai: „Und ihre Lage noch schmerzlicher machen? Nein, danke.“ Lynn: „Aber es tut ihr sicher mehr weh, wenn du dich nicht verabschiedest. Aber ich überlas die Entscheidung mal dir. Musst du ja wissen.“ Kai: „Du hast es erfasst.“ Lynn: „Du machst es dir vielleicht einfach.“ Kai: „(knurr)“ Der nächste Tag brach an und alles war bereit zu aufbrechen. Bryan hatte sich sogar dazu bereit erklärt, die Geschwister Hiwatari mit dem Hubschrauber hinüber zu fliegen. Der Hubschrauber stand auch schon startbereit, doch Mitch war von der Idee immer noch nicht ganz überzeugt. Mitch: „Wenn der fliegt, sind wir des Todes! Ich steig da nicht ein!“ Bryan: „Willst du etwa laufen?“ Mitch: „Lieber lauf ich, als dich als Piloten zu haben!“ Bryan: „Ich halte dich nicht davon ab.“ Mitch: „Weißt du eigentlich wie weit das bis nach Hause ist?! Ich lauf doch nicht! Warum fliegt Tala den Hubschrauber nicht?!“ Bryan: „Weil Tala nun mal seit heute Morgen verschwunden ist und er sich nicht dazu bereit erklären konnte.“ Mitch: „Warum ist er eigentlich? Konnte dein Eselverstand nicht aufpassen, oder was?!“ Bryan: „Was kann ich denn dafür, wenn Tala auf einmal weg ist!“ Mitch: „Da musst du mal deine Augen benutzen!“ Bryan: „Benutz du doch deine und sag mir wo er hin ist!“ Mitch: „Mein Zimmer ist weiter weg, als deines von Talas Zimmer!“ Bryan: „Aber meines ist auch nicht direkt nebenan!“ Der sinnlose Streit ging noch weiter und Lynn sah sich das Treiben nur an, während Kai die letzte Reisetasche in dem Hubschrauber verstaute. Lynn: „Wenn das den ganzen Flug so geht, dann bleib ich lieber hier bei Tala.“ Kai: „Wo ist er eigentlich wieder hin?“ Lynn: „Keine Ahnung. Ich hab ihn seit gestern auch nicht mehr gesehen. Wenn Mitch sich auch nicht von ihm verabschieden kann, dann fliegen wir wohl gar nicht.“ Kai: „Der taucht sicher gleich noch auf.“ Mitch: „Nur wegen dir kann ich mich jetzt nicht von ihm verabschieden!“ Bryan: „Jetzt bin ich wieder schuld! Dabei kann ich da doch auch nichts für, dass er sich von einer Schreckschraube nicht verabschieden lassen will!“ Mitch: „Schreckschraube?! Ich geb dir gleich mal eine Schreckschraube!“ Bryan: „Na los! Traust dich ja eh nicht!“ Mitch: „Ich würde aufpassen, was du sagst! Irgendwann passiert noch mal was!“ Bryan: „Vor dir hab ich eh keine Angst.“ Mitch: „Ach ja?!“ Bryan: „Ja!“ Sie knurrten sich kurz an und hätten fast eine Prügelei veranstaltet, wenn nicht dich bei ihnen zwei große Reisetaschen auf den Boden abgesetzt worden wären, und das nicht gerade leise. Tala: „Ihr seid ja immer noch da. Naja, da müsst ihr mich wohl mitnehmen.“ Mitch: „Du kommst mit?“ Tala: „Hatte ich nicht mal gesagt, dass ich nie wieder zurück nach Russland möchte? Naja, wenn wir starten, tritt es in Kraft.“ Lynn: „Ja, ich hab ´s doch gewusst. Tala kommt wieder mit.“ Lynn freute sich tierisch und Kai konnte man auch ein kleines Lächeln machen sehen. Mitch freute sich innerlich total, doch ließ sich vor den anderen nichts anmerken. Mitch: „Aber nur, wenn du nicht den ganzen Tag wieder in der Bibliothek hockst.“ Tala: „Nun hab ich da ja auch keinen Grund mehr zu.“ Bryan seufzte kurz. Bryan: „Darf ich den Laden hier wieder alleine schmeißen.“ Mitch: „Tja, Pech gehabt.“ Bryan: „(grummel)“ Lynn: „Jetzt aber schnell wieder nach Hause. Ich hab nämlich was zu erledigen. Der Postkasten wartet auf mich.“ Mitch: „Glaubst du, dass Alec dir geschrieben hat?“ Lynn: „Ich hab ´s im Gefühl. Er hat es endlich. Also schnell nach Hause.“ Kai: „Dann lasst uns man starten, sonst stehen wir hier Morgen noch.“ Kai stieg in den Hubschrauber ein und Lynn folgte ihn freudig. Tala brachte seine Taschen auch in das Flieggerät und setzte sich hinein, während Mitch Bryan noch einen bösen Blick zuwarf. Bryan: „Was?“ Mitch: „Wenn wir abstürzen, verklag ich dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)